Der Bodensee. Für die Meisten eine Tourismushochburg. Deutschlands größter See und somit auch idealer Urlaubsort. Doch nicht nur der Tourismus, sondern auch die Industrie floriert hier prächtig. Allen voran die Rüstungsindustrie.
Die größten Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Diehl, Airbus Defence & Space und kleinere wie MTU oder MOWAG haben hier ihre Standorte und Ableger.
So werden im Länderdreieck Komponente für den Eurofighter, den Radschützenpanzer Piranha, Großmotoren für jegliches Kriegsgerät, Lenkwaffen, Granatwerfer & Munition produziert. Die Bewohner der Region dulden jedoch die hiesigen Waffenfabriken. Schließlich haben rund 10.000 Menschen Arbeit und Sportvereine, Universitäten, Schulen und Kindergärten werden von den Rüstungsunternehmen großzügig finanziell unterstützt. Schweigegeld quasi. Proteste können so mit Argumenten von „sozialem und finanziellem Engagement“ erstickt werden.
Natürlich gibt es deutschlandweit zahlreiche Unternehmen, die Rüstungsgüter produzieren oder Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten und damit Milliarden verdienen.
Neben den fünf größten internationalen Konzernen Airbus Group (ehemals EADS), Rheinmetall AG, Thyssen Krupp, Krauss-Maffei Wegmann und Diehl Defence gibt es zahlreiche kleinere, aber nicht weniger einflussreiche Unternehmen wie MTU oder Heckler & Koch. Auch die Daimler AG, die den Meisten nur in der zivilen Automobilindustrie bekannt sein dürfte, hat einen militärischen Geschäftszweig.
Doch auch Unternehmen, die nur indirekt im Rüstungsgeschäft beteiligt sind, bilden ein wichtiges Zahnrad in der deutschen Rüstungsindustrie. So spielen Finanzierung, Logistik, Technologien oder entscheidende Komponenten für Rüstungsgüter, in der Summe eine nahezu gleichwertige Rolle.
Die folgende Liste* und Standortkarte versucht einen aktuellen Überblick aller Unternehmen zu geben, die in der Rüstungsindustrie beteiligt sind.
Nachfolgend werden zwei der einflussreichsten Firmen vorgestellt, die im globalen Waffengeschäft eine entscheidende Rolle spielen.
Heckler & Koch im Bereich der Klein- und Leichtwaffen und Rheinmetall bei Radpanzern und Kampfsystemen jeglicher Art.
Heckler & Koch ist, neben Sig Sauer und der Carl Walther AG, bundes- und weltweit der wohl bekannteste und einflussreichste Kleinwaffenhersteller. Seine bedeutende und führende Position konnte das Unternehmen nicht zuletzt auf Grund des erfolgreichen G3-Gewehrs verzeichnen. Das Sturmgewehr wurde seit 1990 in 18 Staaten millionenfach produziert und war lange die Standardwaffe der Bundeswehr. Heute gehört es zur Standardausrüstung von Streitkräften in über 50 Ländern.
Auch das Nachfolgemodell und jetzige Standardgewehr der Bundeswehr, das Sturmgewehr G36 entwickelte sich zum weltweiten Verkaufsschlager. So sind militärische Spezialeinheiten, Bundespolizeien und Präsidentenwachen in mehr als 35 Staaten mit den unterschiedlichen G36-Typen ausgerüstet. So beispielsweise in Brasilien, Großbritannien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, den Philippinen, Singapur, Thailand und den USA. Zudem wird es in Spanien und Saudi-Arabien in Lizenz produziert. In Mexiko scheiterten die Verhandlungen zu einer Fertigung in Lizenz.
Seit 2005 ist jedoch eine mexikanische Variante (FX-05) auf dem Markt, das dem G36 stark ähnelt. Momentan wird geprüft ob ein nicht gemehmigter Technologietransfer stattgefunden hat.
Nicht nur in den letzten Jahren gab es gehäuft negative Schlagzeilen für Heckler & Koch. Seit den 80er Jahren gab es mehrere Ermittlungen wegen des Verdachtes illegaler Wettbewerbsbeschränkender Absprachen und dem Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz. So auch im Fall Mexiko. Nach der erfolglosen ersten Strafanzeige 2010 wurde nun im November 2015 erneut Strafanzeige gegen 6 ehemalige Mitarbeiter gestellt. Sie sollen ohne Genehmigung der Bundesregierung G36 in 4 verbotene Unruheprovinzen geliefert haben. Auch in anderen Ländern tauchten über die Jahre hinweg Waffen auf, in Gegenden, in denen sie eigentlich nichts zu suchen hatten, wie z.B. in Georgien, Lybien und jüngst auch im Bürgerkrieg in Jemen.
Verdacht auf Lieferung von Waffen an nicaraguanischen Contra-Rebellen – Verfahren eingestellt
Waffen als Bausätze ohne Ausfuhrerlaubnis nach Dubai geliefert – Verfahren eingestellt
Verdachts illegaler, wettbewerbsbeschränkender Absprachen
Fall Mexiko – Durchsuchungen wegen des Verdachts langjähriger Bestechung inländischer und ausländischer Amtsträger
Verdachts illegaler Waffenlieferungen an Libyen – Verfahren eingestellt
Boykottabsprachen gegen die Münchner Waffensicherheitstechnikfirma Armatix – Verfahrenausgang unbekannt
Illegale Lieferungen an mexikanische Unruheprovinzen – Verstoß gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz – Verfahren läuft
Die Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf gehört heutzutage zu den 10 größten Rüstungsunternehmen Europas. Neben der zivilen Zulieferung für die Automobilindustrie, deckt die militärische Produktion mit der Firmensparte Rheinmetall Defence fast die Hälfte des Gesamtumsatzes ab. Laut SIPRI schafft es Rheinmetall im Jahr 2014, mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden US-Dollar, unter den 100 größten Rüstungsriesen weltweit, auf Platz 31.
Unter den drei Sparten Combat Systems (Kampfsysteme), Electronic Solutions (elektronische Lösungen) sowie Wheeled Vehicles (Radfahrzeuge) werden eine Vielzahl an Waffen und Munition produziert und exportiert. Da Rheinmetall mit dem Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann kooperiert, stellt es auch die 120mm-Glattrohrkanonen, Feuerleitanlagen und die Geschosse für die Leopard-Panzer her. Zusammen gründeten Rheinmetall und KMW das Gemeinschaftsunternehmen PSM GmbH und entwickelten den Schützenpanzer Puma. Die übrige Produktpalette von Rheinmetall ist lang.
Aber nicht nur Panzer und Panzerbewaffnung gehören zum Tätigkeitsfeld von Rheinmetall, sondern paradoxerweise auch die der Panzerzerstörung. Die panzerbrechende Geschosse APFSDS sind so konstruiert, dass sich der Schwermetallkern in Teile zerlegt nachdem er durch die Zieloberfläche gedrungen ist.
Zu diesen Zielen im Innern, zählen selbstverständlich auch die Menschen im Innern des Panzers.
Als weiteres Highlight wurde 2010 der Waffentyp PASKAL vorgestellt. Diese Rohrwaffe beruht auf einem pneumatischen Energiefluss, die wahlweise tödlichen oder nicht-tödlichen Verschuss zulässt. Der Schütze wird somit zum Richter über Leben und Tod.
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